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Pioniertat, wenig beachtet

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Nathalie Stutzmann singt Arie antiche

Nathalie Stutzmann singt Arie antiche

Singen heißt sich verströmen. Dass man eine Menge lernen und üben muss, bevor klassischer Gesang mühelos wirkt und wie kunstlose Kunst vonstatten geht, lässt sich erahnen. Was für angehende Pianistinnen und Pianisten Fingerübungen à la Czerny sind, das liefert für Gesangswillige Alessandro Parisotti mit seiner Sammlung Arie antiche. Eine Auswahl von italienischen Barock-Arien, die aber nicht nur pädagogisch wertvoll sind, sondern auch musikalischen Esprit besitzen - gerade wenn eine Altistin wie Nathalie Stutzmann sich ihnen widmet. Ihr Album „Quella fiamma“, erschienen bei Erato, führt die Lehrstücke zurück auf ihren expressiven, kreativen Ursprung.

Die Französin macht aus Stücken wie „Vittoria mio core“ von Giacomo Carissimi tief empfundene Minidramen. Selbstverständlich verziert Stutzmann nach allen Regeln der barocken Koloratur-Kunst und nutzt das breite Klangfarben-Spektrum ihrer Altstimme. Dabei leitet sie ihr eigenes Alte-Musik-Ensemble Orfeo 55. Wann hört man diese Arie antiche mal auf diese Weise? So weit ich es überblicke, ist Nathalie Stutzmann mit diesem Album eine echte Pioniertat gelungen. Ein informativer Text im Begleitheft beleuchtet zudem die historischen und gesangspädagogischen Hintergründe.

Für mich ist diese CD eine der zu wenig beachteten des Jahres 2017 - wahrscheinlich auch weil ich selbst mal Gesangsunterricht genommen habe und bei vielen Arien mitsummen, wenn nicht phrasenweise begeistert mitsingen kann. Eine willkommene Unterhaltung auf zahlreichen Autofahrten in diesem Herbst! Eine echte Empfehlung für alle, die Freude haben an vokalen Miniaturen, ebenso meisterhaft wie hinreißend interpretiert von Nathalie Stutzmann und ihren Musikern. Also nicht „nur“ für Gesangschüler*innen eine Top-CD!

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